Vom Bad als Luxus zum Luxus-Bad Ein Jahrhundert im Zeichen der Badekultur
Zu Beginn unseres Jahrhunderts war das Baden in den eigenen vier Wänden eine aufwendige Angelegenheit. Es gab drei zentrale Probleme, die bewältigt werden mussten: aufwendige Wasserzuführung, mühseliges Erhitzen und lästige Entsorgung des Badewassers. Diese Prozedur konnten sich nur Wenige leisten. Mit der Erfindung des Zirkulationsbadeofens wurden Wanne und Ofen eine Einheit: Rohre im Ofeninnern erhitzten zirkulierendes Wasser, das in die Wanne gefüllt wurde. Anschluss an Kanalisation und Wasserzuleitung ermöglichten erstmals die Trennung von Frisch- und Brauchwasser.
Die damalige Mittelschicht benutzte Leihbadewannen, die bei Bedarf gleich mit dem nötigen Wasser angeliefert wurden. Beheizte Badestühle oder primitive Duscheimer-Konstruktionen waren die Lösung für weniger Begüterte. Volksschwimmbäder boten eine Alternative zum häuslichen Badewesen, aber auch sie kosteten für manche immer noch zu viel.
Die günstigste Möglichkeit waren damals Volksbrausebäder, bei denen man mit 10 bis 15 Litern Wasser auszukommen hatte. Bis in die 30er Jahre hinein wurden die täglichen Hygienebedürfnisse von mehr oder weniger einfachen Waschtischen in Küche oder Schlafzimmer oder einem Wasserkrug mit dazugehöriger Schüssel befriedigt. Wer ein eigenes Bad hatte, hatte es gut.
Das Standardbad von damals bestand aus Kohlebadeofen, wandliegenden Installationen und einer unverkleideten Wanne - die Toilette führte ein Schattendasein zwischen den Etagen oder war "über den Hof". Einen Tiefpunkt nicht nur in Bezug auf die Entwicklung des Bades bildete der zweite Weltkrieg. Nach seinem Ende waren 60% der Wohnungen in Deutschland zerstört. Zwangseinquartierungen sorgten dafür, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf hatten. Bäder und Toiletten mussten geteilt werden. Diese Zusammenleben mit fremden Menschen auf engstem Raum schuf das neue gesellschaftliche Leitbild der Nachkriegszeit:
Das eigene Heim. Und das eigene Bad natürlich. Von der Gestaltung her, erinnerten die Bäder zu der Zeit an die der 30er Jahre - eigenständige Formen und technische Innovationen kamen erst in den 50ern auf. 1953 entwickelte Hans Grohe die erste Brausestange mit höhenverstellbarer Handbrausehalterung. Jetzt war es endlich möglich in Wanne oder Duschkabine mit freien Händen und ohne Überschwemmung zu duschen. Gekauft wurden die Sanitärartikel damals per Katalog. Der Großhandel besaß noch keine umfangreiche Lagerhaltung oder gar Ausstellungsflächen, wie sie heute üblich sind. Übrigens: Wer konnte, leistete sich eine Badewanne - Duschbädern haftete noch der aus dem 19. Jahrhundert stammende Makel der Armut an. Selbst in den 60er Jahren verfügten noch rund 30% aller Wohnungen über kein eigenes Bad. Obwohl man bei Neubauten schon eine zentrale Wasserversorgung und Wandeinbaukästen installierte und somit einen gewissen Standard für das private Badevergnügen schuf. Einen regelrechten Qualitätssprung machten Armaturen und Badaccessoires erst gegen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre.
das Bad der 70er fast schon ausgeflippt!
Seitdem gibt es Brauseköpfe mit verstellbarem Strahlbild, Einhebelmischer und Thermostate.
Die Achtziger mit ihrer Designverliebtheit und dem neu aufkommenden Fitnessboom gelten als die Dekade der Individualisierung des Badezimmers. Neben dem gestiegenen funktionalen Anspruch befriedigten Sanitärprodukte jetzt auch ästhetische Wünsche. Eine Vielfalt von Formen und Farben setzen Akzente im Bad. Es spiegelt das eigene Stil- und Lebensgefühl wider- es wird zu einer Art Visitenkarte des Hauses. Zarte Pastelltöne und weiche Formen sind die Favoriten im Badbereich.
und hier ein Bad der 90er bis heute!
Quelle: DURAVIT
Charakteristisch für die Entwicklungen der späten 90er Jahre ist das "Erlebnisbad": es muss mehr können als nur gut aussehen. Whirlpools und Dampfbäder integriert in harmonische Badlandschaften passen ideal ins Bild der Welleness- Welle. Licht und Akustik werden nicht mehr einfach angeschaltet, sondern inszeniert. Das Bad soll Körper und Seele gleichermaßen wohl tun. Durchdachte Designlösungen und innovative Technik lassen heute auch aus mittelmäßig geschnittenen Räumen perfekt auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmte Traumbäder entstehen.
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